Uelzen, am Montag den 18.08.2025

Eine Botschafterin des Judentums

von Carlo Eggeling am 26.06.2023


Das Judentum war Ela Griepenkerl eine Herzensangelegenheit, sie fuhr mehrmals nach Israel, hatte Freunde dort. Sie engagierte sich in Lüneburg und darüber hinaus in der Christlich-Jüdischen Gesellschaft. Sie war vielen eine Freundin, sie war für manche eine schwierige Begleiterin. Jetzt ist die Pastorin im Ruhestand und Ehrenvorsitzende der CJG im Alter von 73 Jahren gestorben. Ihre letzten Jahre verbrachte sie in einem Pflegeheim in Egestorf, sie litt an Demenz. In einem Nachruf auf der CJG heißt es: "Wer die lebensvollen Bilder dieser einst so energischen und aktiven Persönlichkeit im Kopf hatte, konnte nur mit Betroffenheit wahrnehmen, was die Krankheit aus ihr gemacht hatte."

Ela Griepenkerl stammt aus Bredstedt in Nordfriesland, durchlief eine sozial-pädagogische Ausbildung, studierte auf dem zweiten Bildungsweg Theologie und kam 1988 nach Lüneburg an die Paul-Gerhardt-Gemeinde. 1992 gründete sie die CJG. Für ihre Gemeinde war die Pastorin nicht nicht immer einfach, das Judentum beschäftigte sie sehr, manchmal mehr als die Menschen in Neu Hagen und am Schützenplatz.

Sie beteiligte sich an einer Initiative, die beispielhaft für Lüneburg war und blieb. Den Anstoß gab Sibylle Bollgöhn, die hatte in den 1990er Jahren während einer vom Arbeitsamt unterstützten Maßnahme für die Geschichtswerkstatt das Buch "Jüdische Familien in Lüneburg" geschrieben. Daraus entstand mit Sonja Barthel, die Hindenburgstraße soll nach ihr benannt werden, die Idee der Shalom-Aktion: 50 Jahre nach Kriegsende sollten 1995 ehemalige Lüneburger, die die Nazi-Barbarei überlebt hatten, beziehungsweise ihre Nachfahren als Willkommensgeste an die Ilmenau eingeladen werden. Die Arbeit machen die beiden Frauen, sie suchten die Adressen der Gäste heraus, schrieben sie an, suchten Unterstützter, um aus einer Vision Wirklichkeit werden zu lassen. "Der damalige Superintendent Dieter Zinßer hat uns unterstützt, wir durften bei ihm in alle Welt telefonieren, das war sehr teuer damals", erinnert sich Sibylle Bollgöhn. Als die Vorarbeit geleistet war, sei Ela Griepenkerl dazugekommen, die Kontakte nach Israel hatte und eben über das Judentum viel wusste.

Rund 50 Gäste reisten 1995 an. Es war eine besondere Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, als die ehemaligen Lüneburger in Schulen über Verfolgung, Neuanfang und einen anderen Blick auf ihre alte Heimatstadt und Deutschland sprachen.

Ela Griepenkerl engagierte sich weiter, aber mit ihrer Art kamen nicht alle klar. Auch nicht in der Gemeinde. Auch weil ihre Seele Schrammen hatte, das merkte man im Kontakt mit ihr. Sie erhielt einen Forschungsauftrag über ihre Kirche. Der Nachruf der CJG beschreibt es so: "Sie konnte provozieren und polarisieren. Aber sie hatte auch eine ganz andere Seite. Mit fröhlicher Geduld konnte sie sich Jugendlichen zuwenden und ihnen von ihren Erfahrungen mit dem jüdischen Glauben erzählen. Sie konnte feiern und kümmerte sich hingebungsvoll um einzelne Menschen." Und: "Als sich die krankheitsbedingten Ausfälle immer stärker zeigten, ging ihre Zeit als Vorsitzende zu Ende."

Sie setzte sich neben anderen ein für den von Carl-Peter von Mansberg entworfenen Gedenkort am ehemaligen Platz der in der NS-Zeit abgerissenen Synagoge am Schifferwall, der am 9. November 2018 eingeweiht wurde. Damals war ihr die Freude anzumerken, dass sie erleben durfte, dass es nun einen Platz gibt, der an untergegangenes jüdisches Leben in Lüneburg erinnert. Carlo Eggeling

Eine Trauerfeier ist für den 13. Juli, 17 Uhr in der Evangelisch-reformierten Kirche am Schierbrunnen geplant.

© Fotos: ca


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