Uelzen, am Montag den 18.08.2025

Eine Hymne auf die Liebe

von Christiane Bleumer am 20.09.2015


Sonja Gornik in der Titelpartie: Als Leonore begeisterte sie das Lüneburger Publikum bei der gestrigen Premiere von Beethovens Oper Fideio.

Der Zuschauer ist gleich mitten drin. Kein Vorhang, der sich hebt, stattdessen fällt der Blick schon bei der Ouvertüre auf ein rechteckiges Holzpodest, das in den nächsten rund zweieinhalb Stunden Ort der dramatischen Handlung von Ludwig van Beethovens einziger Oper "Fidelio" sein wird. Für das Bühnen- und Kostümbild ist Stefan Rieckhoff verantwortlich. Hinter dem Podest, auf der Bühne, stimmen die Lüneburger Symphoniker unter der Leitung von Musikdirektor Thomas Dorsch die ersten Töne an, sie setzen diesmal historisch authentische Blechblasinstrumente ohne moderne Ventiltechnik ein, um der von Beethoven ursprünglich angestrebten Klangbalance näher zu kommen.

Rechts und links vom Podest ist der Chor plaziert, der dort zugleich als Publikum fungiert und die Arien ebenso wie die zahlenden Zuschauer beklatscht. Das ist erstmal ungewöhnlich. Doch das Konzept der Inszenierung von Intendant Hajo Fouquet geht auf. Die Geschichte um die liebende Ehefrau Leonore, die, als Mann verkleidet, ihren zu Unrecht eingekerkerten Gatten Florestan aus dem Gefängnis befreien will, zieht das Publikum von Anfang an in den Bann. Dabei fängt alles sehr gefällig und geradezu singspielhaft an, als in einem ersten Duett die Beziehungen der Personen untereinander klar werden. Denn Marzelline (Franka Kraneis), die Tochter des Kerkermeisters Rocco (Dariusz Niemirowicz) hat sich in Fidelio, den vermeintlichen neuen Helfer ihres Vaters (Sonja Gornik) verliebt und dafür dem Schließer Jaquino (Timo Rößner) den Laufpass gegeben.

Doch in den Mauern des Gefängnisses herrscht eine andere Welt. Dort hat Don Pizarro (Ulrich Kratz), der Gouverneur des örtlichen Gefängnisses, Leonores Mann, den einflussreichen Revolutionär Florestan (Karl Schneider) verhaften und einsperren lassen, im tiefsten Kerker seines Hochsicherheitsgefängnisses, bewacht von den Schließern um Kerkermeister Rocco. Als sich der Minister selbst ankündigt, drängt Pizarro auf eine schnelle Hinrichtung des brisanten Gefangenen, Leonore muss schnell handeln, um ihren Mann Florestan zu retten.

Ludwig van Beethoven schrieb seine «Rettungs- und Befreiungsoper» am Beginn des 19. Jahrhunderts. Bis die finale Fassung ihre Uraufführung erlebte, vergingen fast zehn Jahre. Allein vier Ouvertüren hatte der Komponist bis dahin geschrieben. Am Ende entstand ein Plädoyer für Freiheit und Menschlichkeit, für die neuen Ideale der Aufklärung und der französischen Revolution, und eine Hymne auf die treue, aufopfernde Liebe.

Das Lüneburger Publikum beklatsche die gestrige Premiere begeistert. Besonders Sonja Gornik als Leonore mit ihrer Interpretation der anspruchsvollen Partie wurde bejubelt. Ein perfekter Einstand in die neue Theatersaison.

Weitere Vorstellungen am 27.09. 19 Uhr / 06.10. 20 Uhr / 16.10. 20 Uhr / 22.10. 20 Uhr / 24.10. 20 Uhr / 28.10. 20 Uhr / 08.11. 15 Uhr / 06.12. 19 Uhr / 09.12. 20 Uhr / 11.12. 20 Uhr / 20.12. 19 Uhr / 26.12. 19 Uhr. Eine Einführung gibt es jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn

© Fotos: t&w / Andreas Tamme


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