Frauen ziehen gleich
von Hansestadt Lüneburg am 08.03.2016Auch im Lüneburger Rathaus haben zahlreiche Frauen das Sagen.
Ohne unsere Mitarbeiterinnen könnten wir das Rathaus zumachen“, so kommentiert Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge anlässlich des heutigen Internationalen Frauentages (Mittwoch, 8. März 2016) die Frauenquote in der Lüneburger Stadtverwaltung. „Frauen haben Anfang des letzten Jahrhunderts gegen schwere Widerstände erfolgreich für ihr Wahlrecht und für Gleichberechtigung in der Familie, in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz gekämpft.“ Die Erfolge sind heute längst auch am Arbeitsplatz Lüneburger Rathaus mit seinen verschiedensten Ämtern, Außenstellen und Einrichtungen sichtbar: Insgesamt 693 der 1146 Beschäftigten und Beamten der Hansestadt Lüneburg sind Frauen, also nahezu 60 Prozent. Lässt man einmal den Bereich der städtischen Kindertagesstätten und Sozialeinrichtungen außen vor, wo 283 Frauen 39 Männern gegenüberstehen, so teilen sich die übrigen 695 Beschäftigten fast zu gleichen Teilen in Frauen und Männer auf (49 zu 51 Prozent).
Lüneburgs Oberbürgermeister weiß: „Gleichstellung hat nie nur mit Zahlen zu tun, sondern auch damit, dass wir Rollenbilder und Denkmuster hinterfragen. Noch vor wenigen Jahrzehnten wäre es vielen ungewöhnlich erschienen, wenn Frauen führende Positionen besetzten, noch dazu in tradiert als Männerdomänen empfundenen Ressorts wie Bauen oder Finanzen. Heute ist das – zum Glück – anders.“ – Allerdings: Frauen in führenden Positionen im Rathaus gab es schon früher als viele vielleicht vermuten: Dr. Hedwig Meyn (bekannt durch den von ihr gestifteten Kulturpreis) war kurz nach dem Krieg Lüneburgs erste Sozialdezernentin und von 1947 bis 1969 im Amt. Dr. Uta Reinhardt leitete von 1973 bis 2008 das Lüneburger Stadtarchiv. Vera Grävenitz übernahm im Jahr 1990 das damalige Einwohneramt, gestaltete es um zum Bürgeramt und leitete dieses bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 2003. Doch für ein Austausch unter Frauen auf gleicher Ebene zum Beispiel gab es einfach zu wenig Kolleginnen.
Heute sitzt in drei von fünf Dezernaten, also der obersten Verwaltungsebene der Hansestadt, eine Frau an der Spitze: Am längsten dabei ist Stadtbaurätin Heike Gundermann, seit Juni 1996 Bewahrerin des Lüneburger Stadtbildes und kompetente Begleiterin zahlreicher großer Bauprojekte. Gabriele Lukoschek ist seit 2008 Ressortchefin für Finanzen und Personal, zunächst als Kämmerin (seit 2008), seit gut einem Jahr als Erste Stadträtin der Hansestadt im doppelten Wortsinn – und damit Lüneburgs Nummer zwei im Haus. Dritte im Bunde: Bildungsdezernentin Pia Steinrücke. Sie wird allerdings, wie berichtet, ihr Amt aus familiären Gründen im Sommer abgeben. Markus Moßmann leitet das Dezernat für Nachhaltigkeit, Sicherheit und Recht.
Auch in den Stabsstellen, also den Organisationen, die den Dezernentinnen und Dezernenten, unmittelbar zuarbeiten, kann sich die Frauenquote sehen lassen. Von dreizehn Stellen sind sieben mit Frauen besetzt, ob Baurecht oder Stadtsanierung, ob Stiftungsangelegenheiten oder Finanzmanagement, ob Ratsbüro, Pressestelle oder strategische Entwicklung und Steuerung im Sozialbereich, kein Dezernat ohne Frauen in der Stabsstelle.
Noch zwei Zahlen: Bei der Ebene der Fachbereichsleitung geht die Auszählung zwei zu drei aus – Uta Hesebeck, Fachbereichsleiterin für Straßen- und Grünplanung, Ingenieurbau, und Kathrin Böhme, Fachbereichsleiterin für Stadtentwicklung, stehen drei Herren im Fachbereich Kultur (Jürgen Landmann), Finanzen (Rainer Müller) und Gebäudewirtschaft (Manfred Koplin) gegenüber. Bei den Gehaltsgruppen zeigt der grobe Blick, dass die Angestellten im unteren und mittleren Bereich etwa gleichauf liegen: Bei den unteren Tarifgruppen haben die Männer leicht die Nase vorn und sind zu 52 Prozent vertreten, bei den mittleren ist es genau umgekehrt: Hier liegen die Frauen mit 52 Prozent vorn. Bei den oberen Gehaltsgruppen der Angestellten sind Männer allerdings mit 57 Prozent (49 Personen) zurzeit noch stärker vertreten als die Frauen (37 Personen / 43 Prozent).
Damit das auf Dauer nicht so bleibt, setzt die Hansestadt zum Beispiel bei Beförderungen oder auch Neu-Ausschreibungen auf folgendes Konzept: Solange entweder Frauen oder Männer in einem Bereich überrepräsentiert sind, berücksichtigt der Personalbereich besonders das andere Geschlecht bzw. lädt bei gleicher Eignung aller Bewerberinnen und Bewerber mehr Frauen bzw. Männer zu Vorstellungsgesprächen ein.
Und wie steht es mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Mädge erklärt: „Wir schreiben Stellen grundsätzlich in Teilzeit aus und bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach Möglichkeit flexible Arbeitszeiten an. Wer einen Betreuungsplatz für sein Kind braucht, bekommt Unterstützung beim Familienbüro und wer sich um kranke oder pflegebedürftige Angehörige kümmern muss, kann uns ansprechen, um sich für diese Zeit von der Arbeit befreien zu lassen.“ Damit nicht genug: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die beurlaubt sind, zum Beispiel, weil sie nach dem Ende der Elternzeit noch länger zu Hause bleiben möchten, können an Fortbildungen teilnehmen, auch wenn sie eigentlich gerade nicht im Dienst sind.
Gibt es etwas, das er als Verwaltungschef und Vorgesetzter von mehr als 1000 Beschäftigten und Beamten besonders an Frauen schätzt? Mädge: „Frauen arbeiten weniger aggressiv mit ihren Ellenbogen als Männer“, meint Mädge. „Sie bleiben in ihrer Kritik meist konstruktiv und bemühen sich, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. So macht Arbeit Spaß, und mehr Spaß an der Arbeit führt auch zu mehr und besseren Ergebnissen!“ Das Wichtigste aber sei eine gute Mischung von unterschiedlichen Talenten, Herangehensweisen und Prägungen im Haus.
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