Uelzen, am Montag den 18.08.2025

Große Dinge

von Carlo Eggeling am 23.03.2024


Meine Woche
Gesegnet

Wer eine Mission verfolgt, schafft sich positive Nachrichten. Wenn im Großen wenig passiert, braucht es im Kleinen große Erfolge. Gleich zwei Pressemitteilungen verkündeten in den vergangenen Tagen wie unglaublich gut Lüneburg beim "Klimathon" abgeschlossen habe: "Gemessen an der Zahl der Einwohnenden belegte Lüneburg mit einer Teilnahmequote von rund einem Prozent bundesweit den zweiten Platz.“ Man fragt sich, wie egal ist der Kram den Menschen in anderen Städten, wenn 835 Lüneburger schon ein Jubilate auslösen? Weil das Ergebnis eher bescheiden anmutet, schlägt die Verwaltung in der Bekanntmachung bei 30 irgendwie vermeintlich eingesparten Tonnen CO₂ noch zehn Prozent obendrauf, denn es waren tatsächlich 27,3.

Damit wir wissen, wie gewaltig das ist, beschert uns das Rathaus einen Vergleich: "Ein Flug von Deutschland auf die Malediven und zurück verursacht pro Person eine ⁠Klimawirkung⁠ von rund drei Tonnen CO₂-Äquivalenten." Das trifft den Lebensalltag des gemeinen Lüneburgers ganz gut. Jeder zweite den ich kenne, fliegt regelmäßig um die halbe Welt in den Urlaub. Bei dem Vergleich taucht der leise Gedanke auf, wo liegen die lobende Rathausspitze und die Klimaschutzmanagerin in den schönsten Wochen des Jahres in der Sonne? Aber das ist wieder gemein und Bashing gegen irgendwen.

Daher kurz zwei Informationen des Bundesumweltamtes, das sicher gänzlich unverdächtig ist, auf der Seite der Leugner des Klimawandels zu stehen. "Der deutsche Ausstoß an Treibhausgasen pro Person liegt, wenn man den Export und den Import von Gütern berücksichtigt, derzeit im Durchschnitt bei 11,2 Tonnen CO2-Äquivalenten." Der Durchschnitts-Inder pustet allerdings nur ein Viertel dieses Wertes in die Atmosphäre. Und: "Die Industrieprozesse sind mit einem Anteil an den Gesamt-Emissionen von ca. 6,9 % die bedeutendste der anderen Kategorien. Die Emissionen des Jahres 2022 sanken gegenüber 1990 um knapp 44 %." Ob man vielleicht größer denken und Größeres anpacken sollte, wie von Klima- und Radentscheid vor der Kommunalwahl gefordert? Der Rat ist den Forderungen beigetreten.

Irgendwie verschiebt das die Maßstäbe. 27,3 Tonnen. 835 Teilnehmer. Super. Auf Nachfrage heißt es aus der Verwaltung: Wer mit dem Lastenrad statt mit dem Auto zum Einkauf fährt, ist schon ein Klima-Held. Aha. Ist doch schön, wenn das Lastenrad statt des in der Bionade-Bourgeoisie beliebten E-Volvo-SUV mal aus der Garage kommt. Macht das klimabewusste Paar sonst nicht.

Die nächste Höchstleistung steht an. Demnächst dürfen wieder alle ihre Fahrradkilometer melden, wenn sie beispielsweise zur Arbeit fahren. Der Wettbewerb liegt immer im Frühsommer, warum nicht mal im November und Dezember? Aber natürlich, das geht wirklich zu weit.

Der Seniorenbeirat hat seine Spitze gewählt, mal sehen, wie kritisch die aufs Rathaus und die Ratsparteien blickt. Das Gremium dürfte deutlich politischer werden. Schon vor der Wahl des fünfköpfigen Vorstands liefen im Hintergrund Gespräche, wer mit wem und wie man sich positioniert. Sibylle Bollgöhn übernimmt den Vorsitz, eine Frau, selbstbewusst und nicht im Ränkespiel. Das passt in die Zeit.

Doch ebenfalls mit dabei ist Alt-OB Ulrich Mädge. Der hält erkennbar wenig vom aktuellen Treiben oder Nicht-Treiben am Markt. Er war Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch und ihren Ersten Stadtrat in Sachen Heizkosten in Kaltenmoor vor ein paar Wochen bei der Bürgerstunde im Rat arg angegangen. Mit dem Ergebnis, dass die Verwaltung wenig Antworten, aber viel Mimimi zu bieten hatte. Die nächste Ratssitzung wurde dann als Eigenlob initiiert. Kurz: Wir sind ganz fleißig. Der Nutzen für Betroffene scheint überschaubar.

Auf dem Foto, das die Stadtpresse jetzt mitschickte, stehen Frau Kalisch und ihr Vorgänger so weit es geht auseinander. Fotos sagen viel. Ob das der Stadt guttut? Gern zitiert, auch von der Oberbürgermeisterin, ist das Bibelwort Jeremias Suchet der Stadt bestes. Selten mitgenannt der weitere Text, der auf die Gefahr von Scharlatanen hinweist: „Lasst euch nicht von den Propheten und Wahrsagern in die Irre führen, die mit euch in Babylonien leben!“

In diesem Sinne ein gesegnetes Wochenende. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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