Uelzen, am Montag den 18.08.2025

LOCARLO: Abschied von einem stillen Helden Günter Chilian ist im Alter vorn 89 Jahren gestorben.

von Winfried Machel am 20.08.2022


Abschied von einem stillen Helden
Günter Chilian ist im Alter vorn 89 Jahren gestorben. Der Feuerwehrmann hat bewegte Zeiten erlebt. Ein Blick zurück

>>Zwei Tage vor Weihnachten, am 22. Dezember 1959, stürmt Günther Chilian an der Henningstraße los. Alarm! Das Alte Kaufhaus brennt! Der Nachthimmel feuerrot. Er weiß noch, „wie wir Bilder vom Illies rausgeholt haben“. Arthur Illies war ein damals bekannter Maler. In der engen Kaufhausstraße ist es höllisch heiß: "Wir haben den Wagen zurückgenommen, auf der Motorhaube hat der Lack Blasen geworfen. Und wir hatten nicht die Technik von heute. Die Fahrzeuge: Vorkriegsmodelle. Wir hatten auch nicht so einen Atemschutz." Die Männer stehen in der Gluthitze und können nur die Häuser gegenüber des Kaufhauses kühlen. Wasser, Wasser, Wasser. Chilian ist einer der letzten Lüneburger Feuerwehrleute, die die unheimlichen Wochen des "Feuerteufels" Herbert Rademacher miterlebten, der um den Jahreswechsel 1959/60 durch die Stadt zog und neben dem Kaufhaus, auch in der Ratsbücherei und der "Krone" zündelte.<<

So habe ich vor einem einem Jahr einen Text über Günter Chilian begonnen. Damals ehrten ihn seine Kameraden, 70 Jahre war er da Mitglied der Lüneburger Feuerwehr. Heute habe ich erfahren, dass er kurz vor seinem 90. Geburtstag gestorben ist. Wir haben uns in langen Jahren ab und an getroffen. Ein freundlicher Mann, mit das Schnacken Spaß machte.

Ein paarmal ging es um den "Feuerteufel von Lüneburg", Herbert Rademacher, der über Wochen eine unheimliche Brandserie legte. Als die Polizei ihn schließlich festnehmen wollte, konnte Rademacher durch das Fenster einer Kneipe flüchten. Später schnappten ihn Grenzbeamte in Kehl am Rhein, er wollte nach Frankreich zur Fremdenlegion.

Die Feuerwehr hatte vor mehr als sechs Jahrzehnten reichlich zu tun, kam kaum aus den Stiefeln. Auch Chilian war damals dabei. Die Geschichten von hat er den Jüngeren erzählt. Feuerwehr war ein großer Teil seines Lebens, 30 Jahre, von 1965 bis 1995, arbeitete er als hauptamtlicher Gerätewart bei der Feuerwehr, da war er neben der Betreuung der Ausrüstung gefordert bei Feuern und Unfällen. Damals saß die Wehr Mitte noch im Alten Kaufhaus im Wasserviertel. Über Fahrzeughalle und Werkstatt wohnte Chilian mit seiner Familie.

Als er in Rente ging, blieb er Mitglied der Altersabteilung. Denn Feuerwehr bedeutet Kameradschaft -- im besten Sinne. Als Teil einer Gemeinschaft, in der man schätzt, auch wenn man und frau nicht mehr ausrücken. Vor einem Jahr trafen wir uns in der neuen Wache im Lünepark, seine Freunde aus der Wehr gratulierten zu seinem seltenen Jubiläum, 70 Jahre Feuerwehr, das kommt nicht oft vor.

Er strahlte und scherzte: "Nicht das einzige Jubiläum, ich bin 60 Jahre verheiratet." Er erzählte, dass die Lüneburger vor langen Jahren Spezialwerkzeug besaßen, um Verletzte aus Autowracks zu holen. So eine Ausstattung war rar, sie waren nicht nur in Stadt und Kreis gefordert, sondern weit darüber hinaus; bis Soltau und Dannenberg preschten sie. Alles lange her.

Nun ist Günter Chilian gestorben. Selbstverständlich sagen Familie und Feuerwehr Lebewohl. Einem der stillen Helden des Alltags, die selten in der ersten Reihe stehen, aber auf die Verlass ist und ohne die es nicht geht. Mein Beileid. Carlo Eggeling

Die Trauerfeier findet am Freitag, dem 26. August 2022, um 13 Uhr in der Pauluskirche zu Lüneburg statt.

© Fotos: Carlo Eggeling


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