LoCarlo: Der IHK-Neubau steht vor dem aus
von Winfried Machel am 12.06.2022Der IHK-Neubau steht vor einem tiefergehend Problem
Kritiker meinen, den 25-Millionen Euro-Plänen könnte das Aus drohen. IHK-Chef Zeinert weist das zurück. Es geht um den Keller und darum, dass Nachbarn ganz anders als gedacht vom Bau betroffen sein könnten
Es soll eines der größten Bauprojekte Lüneburgs werden, doch nun stehen die Pläne der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg vor neuen Herausforderungen: Der mit 25 Millionen Euro kalkulierte Neubau wird nicht so umgesetzt werden können wie gedacht. Darüber hat die Führungscrew der Kammer um Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert die Vollversammlung am vergangenen Donnerstag informiert. Teilnehmer interpretieren die Aussage so weit gehend, dass der Neubau auf der Kippe stehen könnte. Das weist Zeinert zurück: "Das ist definitiv nicht so." Ja, es werde schwieriger, aber man halte an dem Projekt fest. Der Auftrag sei im Februar von der Vollversammlung erteilt worden.
Zeinert bestätigt, was auch Teilnehmer der Versammlung berichten: Die Kammer hat das Planungsbüro gewechselt. Das sei, so Zeinert, geplant gewesen, da man eine neue Ausschreibung für weitere Phasen herausgegeben habe. Die neuen Fachleute haben festgestellt, dass Handwerker den Keller anders anfassen müssen als zunächst überlegt. Die Geschosshöhen reichen nicht, also muss neu gebaut werden: "Der Aufwand ist größer als gedacht."
Das hängt mit der Lüftung zusammen, die einem Entwurf zufolge in der Tiefe ihren Platz erhalten soll und dafür entsprechenden Platz benötigt. Das wiederum kann Auswirkungen auf die Statik haben. Denn um die gesamte Konstruktion -- einfach gesagt -- tragfähig zu machen, wäre es nötig "Schrägverankerungen" in den Boden zu treiben, um alles zu halten -- unter die Häuser von Nachbarn. "Wir reden nicht davon, dass wir in deren Keller müssten, sondern metertief unter den Gebäuden wären", sagt der IHK-Chef.
Da Anwohner dem Projekt skeptisch gegenüberstehen, glauben Kritiker des Projekts, dass die Betroffenen Nein sagen und die Pläne der Kammer damit vor dem Aus stehen könnten. Zeinert sieht es anders: "Es ist eine Variante, die Lüftung in den Keller und Schräganker zu setzen. Aber man kann auch anders planen. Uns ist bewusst, dass Nachbarn es ablehnen könnten, dass wir unter ihre Grundstücke gehen." Aktuell spielten die Fachleute verschiedene Möglichkeiten durch. Im Spätsommer, Ende August, Anfang September, soll vieles klarer sein.
Neue Herausforderungen, gewaltig steigende Bau- und Materialkosten -- kann die IHK da in ihrem Rahmen von 25 Millionen Euro bleiben? "Das ist spekulativ, daran möchte ich mich nicht beteiligen", sagt Zeinert. "Es kann teurer werden, aber wir können auch gucken, wo wir etwas sparen können." Man befinde sich noch in der "Angebotsphase".
Trotz vieler Fragezeichen will Zeinert an einem Zeitplan festhalten: Seine rund 100 Beschäftigten am Sand sollen Ende des Jahres umziehen in den leerstehenden Uni-Komplex in Volgershall. Jahresmiete: eine halbe Million Euro. Der Hintergrund: Im Winter soll das Ensemble hinter dem schwarzen historischen Teil nach jetzigen Plänen abgerissen werden. Die kalte Jahreszeit, um Belastungen für Nachbarn durch Staub und Dreck möglichst gering zu halten. Mit dem Abbruch sollen die Arbeiter im Mai, Juni kommenden Jahres fertig sein -- also zum Beginn der Saison der Außengastronomie.
Bekanntlich kritisieren Nachbarn und Geschäftsleute die Kammer: Eine Dauerbaustelle, die ihrer Meinung nach länger als die von der Kammer avisierten zweieinhalb Jahre dauern werde, vertreibe Kunden, drücke Umsätze. Sei durch zusätzliche Veranstaltungsräume eine Konkurrenz. Nach der Corona-Zeit gehe es für manchen um die Existenz. Mälzer-Chef Holger Klemz beispielsweise fürchtet, den größten Teil seiner Außenplätze zu verlieren -- Konsequenz: Personal entlassen. Auswirkungen habe das auch für Partner, die Wein, Gemüse und Co liefern. So sehe es auch andere vor allem an Heiligengeist- und Grapengießerstraße.
Die IHK möchte mit dem Neubau mehr Fläche schaffen, um unter anderem mehr Platz für Seminare und Tagungen zu schaffen. Die Ideen dafür gibt es schon lange, sie langen auf Eis. Anfang 2022 aber erteilte die Vollversammlung bei einer online-Abstimmung grünes Licht, den Bau anzuschieben. Carlo Eggeling
Die Animationen zeigen, wie das IHK-Emsemble aussehen könnte. Die IHK stellt die Ansichten freundlicherweise zur Verfügung
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am 12.06.2022 um 17:05:54 Uhr