LoCarlo: Tag des offenen Denkmals
von Winfried Machel am 02.09.2022Tag des offenen Denkmals im zukünftigen Dokumentationszentrum der »Euthanasie«-Gedenkstätte
Lüneburg mit umfangreichem Programm
Das teilt die Gedenkstätte mit:
Die »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg errichtet in den kommenden drei Jahren im ehemaligen Badehaus und dem angrenzenden Wasserturm der Psychiatrischen Klinik Lüneburg ein Dokumentationszentrum mit neuer Dauerausstellung. Die Gedenkstätte hat dafür Projektmittel vom Bund und dem Land Niedersachsen in Höhe von insgesamt rund 1,3 Millionen Euro eingeworben. Um Interessierten Einblicke in die Planung und die zukünftige Ausstellung zu geben, öffnet die Gedenkstätte zum »Tag des offenen Denkmals« am Sonntag, 11. September 2022, von 11 bis 16 Uhr.
Zugänglich werden Räume sein, die sonst für Besucher gesperrt sind: das Dachgeschoss des ehemaligen Badehauses (Haus 34) und der seit den 1980er-Jahren stillgelegte Wasserturm. Besucher können dann unter anderem die mächtigen Konstruktionen besichtigen, die den
Gebäuden seit rund 120 Jahren Stabilität geben, und »hinter die Kulissen« der Gedenkstätte schauen.
»Wir zeigen die Räume des zukünftigen Dokumentationszentrums an diesem Tag in ihrem Ursprungszustand, bevor wir mit der denkmalgerechten Sanierung starten und eine neue Dauerausstellung einrichten«, erläutert Dr. Carola Rudnick, Leiterin der Gedenkstätte und Koordinatorin des Projektes.
Besucher, die mehr zur Geschichte der Gebäude erfahren wollen, lädt die Gedenkstätte um 12 und 15 Uhr zu Hausführungen zur historischen, von der wechselvollen Geschichte der Lüneburger Psychiatrie geprägten, und zukünftigen Nutzung der beiden Gebäude ein.
Wer sich am Tag des offenen Denkmals auch über die Lüneburger »Euthanasie«-Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus informieren möchte, hat dazu in der Sonderausstellung »GESCHWISTER. Aufarbeitung. Forschung. Erinnerung« Gelegenheit, die seit Januar dieses Jahres im Erdgeschoss des Badehauses gezeigt wird. In vielen der dort dokumentierten Verfolgungsgeschichten wurden gleich mehrere Mitglieder einer Familie zwangssterilisiert, in die NS-Psychiatrie eingewiesen, entrechtet und schließlich ermordet. Wenn Geschwister überlebten, wurden sie Zeugen dessen, waren dabei, wenn ihre Brüder und Schwestern gequält und ermordet wurden.
Um 13 Uhr wird das gerade erschienene Buch zur Sonderausstellung »GESCHWISTER« vorgestellt, das demnächst auch im Buchhandel erhältlich sein wird. Im Anschluss sind an diesem Projekt beteiligte Angehörige von Opfern der Zwangssterilisation und »Euthanasie« sowie die Macher der Sonderausstellung unter der Moderation von Katrin Schwier (NDR) auf ein Podium geladen. Gäste sind unter anderem Ursula Heins (Schwester des ermordeten Kindes Heinz-Günter Schulze), Friedrich Buhlrich (Bruder der ermordeten Geschwister Hans, Erika und Margret), Angelika Beltz (Nichte der ermordeten Geschwister Anna und August Golla) und Lisa Michaelis (Nichte von Marie Wege und Wilhelm Saul, Opfer der Zwangssterilisation). Ihre Erzählungen dokumentieren in eindringlicher Weise den Alltag des Lebens mit Behinderungen im Nationalsozialismus und die bis heute in den Familien spürbaren Folgen von Entrechtung und Gewalt.
Unter Einhaltung der geltenden Hygiene-Regeln sind alle Interessierten mit einem FFP2-Mund-Nase-
Schutz willkommen.
Das Projekt »GESCHWISTER« wurde gefördert von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, von der Partnerschaft für Demokratie Lüneburg im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben!« und von der VGH-Stiftung.
Das Foto (ca) zeigt Carola Rudnick vor dem ehemaligen Gärtnerhaus auf dem PKL-Gelände.
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