Uelzen, am Montag den 18.08.2025

LoCarlo berichtet über den notwendigen Rückenwind für die Feuerwehr.

von Winfried Machel am 21.05.2022


Meine Woche
Eine fehlte. Oder auch nicht

Jule Grunau macht das wirklich gut. Freundlich, frisch, fraulich, selbst das Gendersternchen setzt sie selbstverständlich. Als sich die Feuerwehr der Stadt — in deutlich kleinerer Besetzung — nach zwei Jahren Pause zur lang ersehnten Jahresversammlung in der Wache im Lünepark traf, gab die ehrenamtliche Bürgermeisterin ein klares Bekenntnis für die Brandbekämpfer und die neue geplante Wache neben dem Johanneum ab. Und sie brachte eine Botschaft der hauptamtlichen Oberbürgermeisterin mit: Claudia Kalisch stehe zur ehrenamtlichen Wehr.

Dabei sein konnte die Verwaltungschefin nicht, sie war leider verhindert. Dem Vernehmen nach hatte sie den Niedersächsischen Heimatbund im Rathaus zu Gast. Das sind wichtige Menschen, die man keine Stunde allein lassen kann. Schließlich: Die Feuerwehr ist das ganze Jahr da, rund um die Uhr, da kann frau irgendwann mal hingehen. In den Reihen der stolzen Blauröcke empfand man die Einschätzung der Frau Oberbürgermeisterin ein wenig ignorant.

Hinterher scherzte ein Feuerwehrmann: Es falle gar nicht auf, wenn statt der Claudia die Jule komme. Die könne den Job doch ganz übernehmen. Das war natürlich gemein. Aber in der missgünstigen Politik wispert der ein und andere schon: "Da wird die Nachfolgerin aufgebaut." Erst einmal bleibt Frau Grunau Ratsvorsitzende, das macht sie professioneller und eindeutiger als man es aus der Vergangenheit kennt. Sie ist bei den Ratssitzungen die präsenteste Frau im Saal. Geschätzt über Parteigrenzen.

Trost fanden die Feuerwehrleute letztlich auch: Alt-Oberbürgermeister Ulrich Mädge, Fördermitglied der Wehr, saß im Publikum. Er bekam Applaus.

Rückenwind können die Feuerwehrleute gebrauchen, sie haben ein paar Herausforderungen vor der Brust. Nicht nur beim Löschen, Retten, Bergen, Schützen, sondern auch mit dem Bau der neuen Wache Ost auf der Wiese zwischen Johanneum und den Hochhäudern Kaltenmoors. Klar, haben Anwohner und Umweltbewusste eine der berühmten Kaltluftschneisen ausgemacht, seltene Tiere und Pflanzen und die Gefahren des Überfahrens von Schülern. Aber die Parteien stehen (noch) zum Standort, von dort aus lassen sich vorgeschriebene Ausrückezeiten besser einhalten.

Allein der Bau ist, so hieß es im März im Bauausschuss, mit 24 Millionen Euro veranschlagt. Irgendwann war mal von unter zehn Millionen die Rede. 2026 soll der Komplex stehen, übrigens an den Rand des Kaltwindkanals gerückt. Durch die Reihen der vier Löschzüge in der Wache Mitte weht der Wind der Zweifels: Bei den Kosten dürfte es kaum bleiben, ein Drittel mehr schätzt man in der Führungsebene eher vorsichtig aus eigener Baumarkterfahrung. Die Bauzeit sei kaum einzuhalten, da brauche man sich nur ein wenig umzuschauen. Etwa bei der Arena an der Lüner Rennbahn oder dem Libeskind-Bau der Uni. Spötter — oder Skeptiker — fürchten Millionen-Ausschläge und eine ähnliche Entwicklung: Lüne-Elphi. Unter die muss unbedingt ein Bunker, die Ukraine kann überall sein.

Denn in den Tagesthemen habe ich erfahren, wir besitzen zu wenig Bunker. Holla. Ein betroffener Forscher erklärte der noch betroffeneren Moderatorin Caren Miosga, dass unsere U-Bahnschächte nicht tief genug lägen, dass bei öffentlichen Bauten Schutzräume in Kellern angelegt werden müssten. Das habe man nach dem Zusammenbruch des Warschauer-Paktes in den vergangenen drei Jahrzehnten vergessen. Allerdings wer vor vier Monaten dafür plädiert hätte, Bombenunterstände zu bauen, die Bundeswehr aufzurüsten, Öl- und Gasförderung im Wattenmeer zu forcieren, der war entweder in der CSU oder nach landläufiger Meinung reif für den Therapeuten.

Ich kann mich erinnern, als Ende der 1970er Jahre Vertreter des Bundesverbands für Selbstschutz in unsere Klasse kamen und empfahlen, beim Atomschlag sollten wir uns hinter umgestürzte Tische werfen und den Ranzen über den Kopf halten. Wir haben sehr gelacht. Heute — ich sage nur Putin. Wer weiß, ob Schulen neben der Klimabewegung nicht bald auch Initiativen für den Heimatschutz erleben. Ich warte auf das Verteilen von Waffen und Lebensmittelpaketen an die Bevölkerung. Wir müssen gewappnet sein.
Carlo Eggeling

© Fotos: Carlo Eggeling


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