Uelzen, am Montag den 18.08.2025

LoCarlo:Lüneburger Gesichter (25) In lockerer Folge stelle ich unbekannte Bekannte vor

von Winfried Machel am 28.05.2022


Irre. Völlig normal. Oder anders
Willy Gaida, Musiker, Maler, Macher von Texten. Der Szene-Mann stellt am Wochenende in der Galerie des Kulturforums aus

Vor einem halben Jahrhundert, so um 1970, hat Willy Gaida im Gutshaus Patienten betreut. "Die haben noch auf den Feldern gearbeitet, wir mussten sie morgens wecken", erinnert er sich. Heute hängen auf Gut Wienebüttel, der Galerie des Kulturforums, seine Bilder. Abstrakt, manchmal wie ein Tunnel, der einen in eine andere Welt zu ziehen scheint, manchmal blumig, dann Blicke wie durch Gitter oder sind es Längen- und Breitengrade wie auf einem Globus? Aus Collagen tauchen Gesichter auf. "In Gesprächen sagen Betrachter, es sei irre", erzählt der Maler und lacht. Psychiatrie begleitet, beschäftigt ihn. Dass die Bilder Seele in verschiedenen Stimmungen zeigen, liegt nahe. Zumal andere seiner Ausstellungen Seelenwelten und Wandlungen hießen, jetzt der Titel "imagination".

Am Freitagabend eröffnete Wilfried Gaida, einmal muss es offiziell klingen, seine kurze Ausstellung in der Villa neben dem Kulturscheune, da wo vor Jahrzehnten Arbeiten Lyonel Feiningers hingen. Zwanzig Gäste. Anderswo kaum noch wichtig, doch hier gelten noch Corona-Regeln: Masken, keine Getränke, keine Häppchen. Minimalistisch. Letztlich gut, sagt Gaida, da konzentriere man sich noch mehr auf die Bilder.

In der Pandemie habe er nicht viel gemalt, Skizzen ja, aber die seien nicht zu sehen. Trotzdem, zu Hause ist alles voll mit seinen Arbeiten, er zeigt welche von 2014 bis 2019. Zwei Jahre lang habe sich vor allem um seine Musik gekümmert. Am Anfang lief bei Facebook die Kleine Nachtmusik, Willy am Klavier, ab und an ein bisschen wie Tom Waits. Dann bei YouTube, Stücke mit Digitaltechnik lassen Orchester mit Streichern erklingen.

Texte, Musik, Bilder. Es arbeitet in dem 1,99-Meter-Mann, "es waren mal 2,02 Meter", stetig, und all das will raus. Jetzt, er ist 71 und Rentner, kann er sich noch mehr darauf konzentrieren oder es fließen lassen: "Ein Bild ist nicht gleich da, es entwickelt sich. Die Gedanken sind dann weg, es befreit mich." Wovon? Das sei nicht so wichtig, es sei "meditativ".

Verwirrt zu sein war für Gaida Teil seines Lebens. Er arbeitete in der Psychiatrie, in Lüneburg, Hannover, Hamburg. Mit Patienten hatte er Texte und Bilder kombiniert. Sie erschienen ein paar Jahre in der Hamburger Szene-Zeitung Der Eppendorfer. "Das hat mich beeinflusst, sicher findet sich das in den Bildern wieder. Aber nicht 1:1." Es, er, bleibt vage. Warum auch nicht? Wie mit den Betrachtern: "Jeder sieht etwas anderes in den Bildern."

Willy gehört seit Jahrzehnten zur Kunst-, Kultur- und Kneipenszene. Er machte Musik mit Bands wie Muckhole Perkins, Superphoen, Willy und die Kometen, als "Aushilfe" bei What`zz Up und bei der Bigband Reloaded. Eine hieß für ein paar Monate Psycho 2. Fidel, alias Wolfgang Tillmanns, war einer seiner Freunde. Fidel, vor wohl zehn Jahren verstorben, der mehr als ein Dutzend Sprachen beherrschte, schrieb schräge Texte, baute Skulpturen, war in Düsseldorf "wie Tausend andere Schüler von Beuys" und Lehrer der Kinder Sigmar Polkes. Kellnerte am Stint, tanzte auch mit 70 noch nachts in der "Garage". An Fidel denkt Willy immer wieder. Am Freitagabend war Ole Ohlendorff da, der Maler, der die Großen der Rockmusik malt und die "Wucht und Gefühle" in Willys Bildern fühlt. Lob. Ein Grinsen: "Ich habe auch einen Gaida zu Hause."

Wer das auch möchte, hat am Sonnabend und Sonntag noch die Möglichkeit, jeweils von 12 bis 18 Uhr zeigt der Künstler seine Bilder und ist offen für ein Gespräch. Carlo Eggeling

© Fotos: Carlo Eggeling


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