LoCarlo:Tot oder lebendig.
von Winfried Machel am 18.07.2022Alles klar, aber besser ganz anders
Die Kulturbäckerei bürstet gegen den Strich. Künstler zeigen verschiedene Seiten. Auch Andreas Ohlendorff
Tot oder lebendig. Eigentlich malt Andreas Ohlendorff Rockmusiker. Ein bisschen Legende muss mitklingen. Sex, Drugs, Rock 'n' Roll, Love and Peace. Das ganze Zeug, das ewig bleibt. Und immer wieder anders ist. In seinem Atelier in der Kulturbäckerei lehnen die Helden und die Gefallenen aneinander, hängen an den Wänden. Ole hat vor Jahrzehnten mit Rockerbildern begonnen, ein Stück eigene Geschichte. Rocker und Rock. Doch es gibt auch einen anderen Ansatz, ein bisschen surrealistisch, ein wenig abstrakt. Vier Bilder, die andere Geschichten erzählen. Die sollen in eine Ausstellung: "Cross your mindmap -- Unterwegs gegen den Strich".
Am Sonnabend, 23. Juli, eröffnen neun Künstler und die Kunstschule Ikarus eine Schau unter diesem Titel. Sie alle arbeiten in der Kulturbäckerei auf dem Gelände der ehemaligen Standortverwaltung. In der Gemeinschaftsausstellung verfolgen sie die Idee, sich selbst und ihrem Schaffen mit einem anderen Blick zu begegnen.
In der Ankündigung liest es sich nicht ganz so einfach, eher nach einem soziologisch-philosophischen Versuch: "Eine Mindmap bezeichnet eine grafische Zeichnung, von deren Hauptthema im Mittelpunkt zugehörige Teilbereiche abgehen. Diese Form der Grafik lässt sich auf viele Lebensbereiche anwenden: Das Ich in der Welt, der Kreislauf der Nahrungskette, mein privater Wohnbereich, mein Familien- oder Freundeskreis. Diese Strukturen geben uns Halt und Sicherheit, wir bewegen uns in diesen selbst erstellten Grenzen und Konstrukten. Doch was passiert, schmeißen wir sie über den Haufen? Was zerbricht dabei, oder was wird auch neu geschaffen? Ein anderer Blick, ein Gegen-den-Strich, ein Ausloten der Möglichkeiten führt die eigene Mindmap in andere, neue Konstellationen. Die Künstler:innen vollziehen in ihren Arbeiten ihren ganz eigenen gedanklichen Richtungswechsel, sei es innerkörperlich, seelisch oder praktisch-transformativ."
Am besten übersetzt es jeder für sich selbst.
Bei Ohlendorff geht es im Bild "Twelf red balls" um Gewalt, Blut fließt aus einem Wasserhahn, ein Mann drückt eine Pistole an seinen Kopf, ein springender Frosch. Muss man schon etwas nachdenken, um sich sein Bild zu machen. Einfacher ist auf goldenem Grund ein Dollarschein mit dem Portrait Donald Trumps und und einer roten Clownsnase. Der Präsident ein Clown, aber einer mit einer gewaltigen Macht. Für Ohlendorff "der Tanz ums Goldene Kalb". Also der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und die Verwirrung, während Mose auf dem Berg Sinai die Tora empfängt, reine Lehre kämpft gegen den Götzendienst.
Ohlendorff sieht wieder unruhige, verwirrende Zeiten: "Die Weltlage. Putins Krieg in der Ukraine, Despoten in Afrika. Und was auf uns zukommt." Er überlegt einen Moment: "Ich bin Optimist. Aber bei dieser Menschheit bin ich mir nicht so sicher. Da kommt der Bogen zurück zu meinen Musiker-Bildern. Da geht es um Love and Peace. Können wir dahin gelangen?" Zeigt die Zeit. Nachdenken kann der Betrachter in der Ausstellung.
Zu einem Diskurs laden ein die Künstler Anke Gruss, Ulrike Stuhrmann, Brigitte Menke, die Kunstschule Ikarus, Gudrun Jakubeit, Ursula Blancke Dau, Ole Ohlendorff, Karin Greife, Carolin George und Berit Neß. Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 28. August, eine Finissage beschließt sie. Carlo Eggeling
Fotos: ca
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