Uelzen, am Montag den 18.08.2025

Reden? Aber nicht mit den Betroffenen

von Carlo Eggeling am 06.04.2024


Meine Woche Was für ein Rummel Vor dem Frühjahrs- und dem Herbstmarkt haben Stadt und Schausteller stets zum Pressegespräch in die "Krone" eingeladen. Es gab Kaffee, Wasser, ein paar Tapas. Welche Karussells kommen, Öffnungszeiten. Eine Viertelstunde. Fakten verkündet. Dann sitzen alle noch eine halbe Stunde zusammen und man hört, welche Probleme die Branche hat, wo etwas hakt mit der Verwaltung, findet Unterstützung, um einen Kontakt zu einer Familie zu bekommen, die mit einem besonderen Geschäft anreist. So unspektakulär, so gewohnt, seit Jahrzehnten.

In diesem Jahr war es anders. Nicht um 11, wie es gut in den Tagesablauf von Journalisten passt, sondern um 14 Uhr ging es los und vor allem nicht mitten in der Stadt, sondern im Ordnungsamt am Ende der Schießgrabenstraße. Es fehlten Redaktionen. Man müsse sparen, heißt es von der Verwaltung. Aha. Haben das Treffen nicht sonst die Schausteller bezahlt? Ja, war so. Wo spart die Stadt?

Nachfrage bei den Schaustellern. Man sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden, die Stadt habe ihnen die Verantwortung für das Marketing abgenommen, das könne die Verwaltung erledigen. Klar, die Infos sind da. Aber die Gespräche fallen bei keksiger Tristesse am Resophaltisch weg. Vielleicht geht`s genau darum. Das Abschneiden von ungezwungenen Gesprächen und Informationen. Der Eindruck besteht ja schon länger, dass die Verwaltungsspitze gern genau steuern möchte, wie man auf sie blicken soll. Transparenz war etwas für den Wahlkampf.

Die Schausteller finden: "Wenn wir es schon nicht machen, dann sollten Fachleute den Kontakt zu den Medien und die Werbung übernehmen. Die Lüneburg-Marketing." Das würde passen, schließlich sind die Schausteller Gesellschafter der LMG und Geschäftsführerin Gitte Lansmann sitzt bereits mit am Tisch. Die Idee greift man im Rathaus bestimmt gern auf, zumal die Oberbürgermeisterin dem Aufsichtsrat der LMG vorsteht und sich als Expertin für Changemanagement sieht.

Change braucht es wohl auch beim Blick auf Afrika. Europa und Deutschland vorweg, wollen Wildtiere schützen. Jagd um Trophäen willen lehnen Tierschützer ab. Die wissen besser Bescheid als Regierungsvertreter in Botswana. Denn die haben angekündigt, gern 20 000 Elefanten in Richtung Norden zu verschicken. Es gebe zu viele Rüssel-Vertreter, das sei nicht gut für die Natur, zudem brächten die Trophäen Geld in die Dörfer, die Menschen hätten nur geringe Einnahmen, seien darauf angewiesen.

Ich bin ratlos. Darf der Afrikaner als solcher entscheiden, wie er mit Elefanten umgehen will? Ist es eine Bevormundung des globalen Südens, wenn deutsche Tierschützer meinen, es verbiete sich, die Tiere abzuschießen? Ist ein Vergleich statthaft? Schließlich können Nutztierhalter in Niedersachsen mit Ausnahmegenehmigungen Wölfe "entnehmen" -- mit Segen des grünen Landwirtschaftsministers Christian Meyer. Vielleicht können die Verantwortlichen mal in Botswana anrufen und sich in dieser Frage Rat holen.

Anderes Thema. Till Lindemann, Sänger der Band Rammstein. Der soll Frauen, gelinde gesagt, zu nahe gekommen sein. Die Vorwürfe kochen gerade wieder hoch. Der 61-Jährige tritt bei seinen Konzerten verstörend auf. Was da so spritzt, fließt und erzählt wird, nun ja, angeblich provokant und Kunst. Ich denke, man sollte es öfter wörtlich und ernst nehmen, was Leute sagen. Dann bleibt: entwürdigend, verachtend und dämlich. Kunst hingegen bedeutet eher Spiel, Infragestellen, anregen, Wechsel der Perspektiven.

In Berlin läuft gerade eine Ausstellung zur Fotografie des Condé-Nast-Verlages vor allem der Mode- und Zeitgeistblätter Vogue und Vanity Fair, Titel Chronorama. Zu sehen sind neben anderen die Inszenierungen Helmut Newtons. Erotisch, provokant, manches wäre unter heutigem Blick vielleicht kritisch. Aber eins bleibt bei Newton immer bestehen: die Würde der Frau.

Am besten gefällt mir ein Statement: ein breitbeinig sitzendes Modell am Strand, das auf den angeschnittenen nackten Oberkörper eines Mannes blickt. Selbstbewusst, ein wenig begehrend, taxierend. Umgedrehte Rollen. Diesen Witz kann Rammstein nicht, versteht Lindemann mutmaßlich nicht.

Starten Sie gut ins Wochenende, am Samstag soll es einen vorverlegten Sommertag geben, einen Tag später einen verschobenen verkaufsoffenen Sonntag. Das ist mal fein. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


Kommentare Kommentare


Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.



Kommentar posten Kommentar posten

Ihr Name*:

Ihre E-Mailadresse*:
Bleibt geheim und wird nicht angezeigt

Ihr Kommentar:



Lüneburg Aktuell auf Facebook