+++Stirbt die romantische „Weihnachtsstadt Lüneburg“?+++
von Jörg Mandt am 30.11.2015Ordnungsamt droht mit Zwangsgeld gegen Weihnachtsdekoration!
Die erste Kerze auf dem Adventskranz ist angezündet, die illuminierten Weihnachtsmärkte in Lüneburg haben geöffnet, es duftet in der Stadt nach Zimt, Anis, Kardamom und frischen Spekulatius-Gebäck. So riecht Weihnachten!
Lüneburg ein Weihnachtsmärchen? JA, wenn dieses Stadtgespräch-Thema, das sich vor dem letzten Wochenende in unserer kleinen Stadt so zugetragen hat, nicht bitterer Ernst wäre… Die Geschichte hätte alles, was ein gutes Weihnachtsmärchen braucht und könnte sofort gegen „ Schneewittchen und die 7 Zwerge“ in eine der grünen Holzhütten auf der beliebten Lüneburger Märchenmeile ausgetauscht werden.
Die handelnden Hauptdarsteller: Ein böser Neider-Wirt, ein kreativer, guter Weihnachtswirt, die „Weihnachts-Polizei“ vom Ordnungsamt, natürlich der Weihnachtsmann und hunderte Kinder – kleine und große, die die Weihnachtsdekorationen in Lüneburg bestaunen und lieben…
Also, … es war einmal in der Woche vor dem ersten Advent. Da musste Lüneburgs kreativer Schröderstraßenwirt Mathias Ellinger (Café NEWS) in einem Gespräch mit dem Ordnungsamt der Stadt folgendes erfahren: Ihm wurde im feinstem, harschem Amts- und Paragraphen-Deutsch mitgeteilt, er müsste seine Weihnachtsdekoration und ein schmuckes Weihnachtsfass vom öffentlichen Grund sofort entfernen, sonst drohe ein ZWANGSGELD gegen ihn.
Der Wirt, der wie viele andere in unserer Stadt auch, auf genau diesem öffentlichen Grund bei Sonnenschein Kaffee, Bier, Wein und einen köstlichen Mittagstisch (zu dem auch gerne die Beamten der Stadt gehen) anbietet und dafür auch an die Stadt eine fürstliche Miete und Steuern zahlt, war doch etwas verwundert? Nein, das war nicht die Weihnachtsausgabe der beliebten ARD-Sendung „Verstehen sie Spaß..?“. Dieser Beamte verstand garantiert keinen Spaß. Das Weihnachtsfass muss weg und der rote Weihnachtsmannschlitten, in dem sich tausende von Familien und Kinder als Weihnachts-Selfie fotografieren lassen (übrigens auch der Chefredakteur der Landeszeitung und seine Familie…) muss gleich mit weg, sonst drohe ein Zwangsgeld gegen den Wirt.
Übrigens: Auf einem Foto mit dem rotem Schlitten (siehe Beweisfoto) wirbt übrigens die Lüneburger Touristen-Information, also das Stadtmarketing, für die prachtvolle „Weihnachtsstadt Lüneburg“ weit über die Grenzen unserer Hansestadt hinaus. Und viele „Rote Rosen-Stars“ der ARD haben von diesem Schlitten aus schon Weihnachtsmärchen für die Kinder vorgelesen… Bekommen die jetzt etwa vom Amt ein Strafgeld aufgebrummt?
Auf die Frage des Wirtes, was denn mit den festlich beleuchteten Tannenbäumen auf öffentlichem Grund ist, war die Antwort vom Amt kurz, knapp und militärisch präzise: Wenn da keine Genehmigung vorliegen würde, müssten die auch verschwinden…
Einzelne Zitate des Beamten der Ordnungsbehörde ersparen wir uns an dieser Stelle, denn dieses Weihnachtsmärchen könnten ja schließlich auch Kinder lesen…
Auch das letzte Argument hatte bei dem Hüter der „heiligen Weihnachts- und Genehmigungsvorschiften“ natürlich keine Chance. Der NEWS-Wirt, der schon vor zwei Jahren mit einer sozialen Aktion auf seinem Weihnachtsmarkt dem abgebrannten Wirt des Irish Pub am Stint schnell und unbürokratisch geholfen hatte, wollte in diesem Jahr mit einer Aktion an dem Weihnachtsfass für die Flüchtlingskinder in unserer Stadt sammeln, um sie zu unterstützen.
Soziales können bei uns eben nur sozial anerkannte Einrichtungen und keine unternehmerischen Betriebe machen, wurde er amtlich belehrt…Ahaaaaaaaaa!???
Traumatisiert zog sich der Wirt also zurück in die Schröderstraße und entfernte Weihnachtsfass und Weihnachtsmannschlitten und strich die nicht amtlich genehmigte soziale Aktion „Hilfe für Flüchtlingskinder...“
Nachgefragt bei Jan Orhey, der mit seiner Aktion „Buy Local“ die Interessen zahlreicher inhabergeführter Einzelhändler in Lüneburg vertritt: „Natürlich müssen wir in Lüneburg aufpassen, dass wir nicht eines Tages von leuchtenden Renntieren überrannt werden und das Rettungswege in der Stadt frei bleiben. Aber gerade zu Weihnachten sollte das Ordnungsamt sich mal entspannen…“
Nun gehört zu jedem guten Weihnachtsmärchen auch DAS BÖSE. Dem Stadtgespräch von „Null & Wichtig“ liegen aus seriösen Quellen im Rathaus gesicherte Informationen vor, dass ein anderer Wirt, der in der ganzen Stadt bekannt für seinen Neid und seine kreative Einfallslosigkeit ist, den NEWS-Wirt Ellinger beim Ordnungsamt angezeigt hat. Nun stellt sich uns hier sofort die Frage. Ist dieses Lüneburger Weihnachts-Drama nur ein Einzelfall oder gilt hier nicht etwa auch der Artikel 3 des Grundgesetzes: Alle Menschen sind vor dem Gesetzt gleich…
Das würde ja bedeuten, alle beleuchteten Tannenbäume, und Weihnachtsdekorationen, die auf öffentlichem Grund in der Stadt stehen und von vielen kleinen Unternehmen in mühevoller Eigenregie aufgestellt wurden, müssen nun eine Genehmigung vom Ordnungsamt haben, sonst droht auch denen ein Zwangsgeld.
Brauchen wir jetzt etwa eine Lüneburger Weihnachts-Polizei, vielleicht sogar einen Weihnachtsstadt-Abschirmdienst oder einen WND, einen „Weihnachtsnachrichten Dienst“ in unserer Stadt. Der hätte viel zu tun und wo fängt das mit den amtlichen Vorschriften eigentlich an und wo endet das, was ganz sicher rechtlich abgesichert wäre?
Da stellen sich „Null & Wichtig“ doch nun ein paar öffentliche Fragen: • Entsprechen alle Weihnachtsbäume der Stadt den strengen EU-Richtlinien? • Findet die Weihnachtspolizei zwischen Rathausmarkt und Schrangenplatz etwa auch eine Nebrodi-Tanne (Abies nebrodensis) oder eine Numidische Tanne (Abies numidica), deren Arten akut vom Aussterben bedroht sind? • Warum müssen alle Gläser in der Gastronomie geeicht sein, aber auf den dekorativen Glühweinsammelbechern fehlt ein Eichstrich, pardon ein „Schankstrich“, wie es im korrekten Behördendeutsch richtig lauten muss. • In jeder Speisekarte der Stadt müssen die Inhaltsstoffe peinlich genau aufgeführt werden. Aber sind im leckeren Kartoffelpuffer auf dem Weihnachtsmarkt überhaupt Kartoffeln drin – wo sind die Inhaltsstofflisten auf den Tafeln? • Auf dem Kinderkarussel gibt es ein Porsche Cabrio, ist das nach dem Abgas-Skandal des VW, AUDI und Porsche-Konzerns noch im Rahmen der Political Correctness? • Warum haben die Märchenhütten keinen TÜV-Stempel und warum sind sie Grün? Was sagt dazu das Denkmalschutzamt, ist nicht Rot die Farbe unserer Stadt, den schließlich sind die vielen historischen Hausgiebel ja aus rotem Backstein und nicht aus grünem? Oder wurde hier ein heimliches Zugeständnis an eine politische Partei gemacht? • Und was ist eigentlich mit der Aktion Lüneburg leuchtet? Ist die amtlich genehmigt, hat jeder Strahler in der Stadt, der sich auf öffentlichen Grund befindet, ein gesetzlich vorgeschriebenes Niedrigenergie-Leuchtmittel? • Und sind die erstrahlten Innenstadtkirchen, der Wasserturm oder das Rathaus nicht eine „Todesfalle“ für Insekten, die an den Strahlern verbrennen? Bekommen die Sponsoren von „Lüneburg leuchtet“, wie z.B: die Handelshof GmbH, die Volksbank Lüneburg, Manzke Beton, Juwelier Süpke oder die Mittelstands und Wirtschaftsvereinigung jetzt Besuch vom Ordnungsamt oder der Weihnachtspolizei? • Und was ist eigentlich mit Trompeter Martin Leupold, der täglich in der Weihnachtsmarktzeit vom Rathausbalkon zwischen 16.45 und 17 Uhr spielt und wen er bei der Kälte mal die Töne nicht so genau trifft. Ist das nach Ansicht des Amtes noch Musik oder schon ruhestörender Lärm?
In jedem Weihnachtsmärchen wird zum Ende DAS GUTE belohnt und DAS BÖSE verliert. Aber solche Happy Ends gibt es leider nur in Weihnachtsmärchen aus Hollywood oder in den Büchern von Charles Dickens. In Lüneburg wird man wohl vergeblich auf ein „Weihnachtswunder“ warten.
Was sollen die Kinder und ihre Eltern zu Weihnachten hier eigentlich lernen: Denunziatentum, übrigens nicht selten aus niedrigen persönlichen oder oft politischen Beweggründen wird belohnt?
Fehlt nur noch, dass wir in unserer Stadt „Löwenmäuler“ aufstellen, in die man seine Anzeigen werfen kann, wie einst am Dogenpalast in Venedig.
Und so bleibt am Ende wie so oft die Frage, vom Anfang unseres Weihnachts-Dramas von Lüneburg: Stirbt die Weihnachtsstadt Lüneburg in den nächsten Jahren?
Hat hier vielleicht ein Beamter, wenn auch sicher gesetzlich unbedenklich, etwas vorschnell das Ende unserer schönen Weihnachtsstadt-Idee schon eingeläutet?
Welcher überregionale Imageschaden entsteht dadurch dieser schönen Stadt. Denn vielleicht hat dieses Weihnachtsmärchen ja doch noch etwas Positives – es bekommt einen Preis. Denn schon in der nächsten Woche sollen RTL „Barth deckt auf“, der NDR „Irrsinn der Woche“ oder der ZDF Länderspiegel „Hammer der Woche“ informiert werden.
Was in Erinnerung bleibt ist ein diskriminierter und traumatisierter Weihnachtsmann, viele unglückliche Kinder (darunter natürlich auch die Flüchtlingskinder in der Stadt)…
…aber ganz vielleicht gibt es ja doch noch ein WEIHNACHTS-WUNDER, wenn der oberste Dienstherr unserer Stadt, der Oberbürgermeister dieses Weihnachtsmärchen liest und ein Happy End für die Weihnachtsstadt Lüneburg schafft.
Unsere Stimme hätte er………Das Stadtgespräch "Null & Wichtig" wünscht allen Lesern FROHE WEIHNACHTEN, auch dem Ordnungsamt!
Mit diesem Foto (mit rotem Schlitten vor dem NEWS) wirbt die Touristen-Information vom Lüneburg Marketing,;
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