Uelzen, am Montag den 18.08.2025

Verwaltung-Spezialitäten

von Carlo Eggeling am 26.08.2023


Meine Woche
Einer wird vergessen. Der Bürger

Manchmal geht es an ungewohnter Stelle um ganz Großes: am Kronsberg in Amelinghausen. Die Geschichte ist bekannt, die Landjugend hatte binnen drei Tagen eine marode Schutzhütte durch eine neue ersetzt, ein paar Quadratmeter größer und zwanzig Meter vom alten Standort entfernt. Gab's erst Applaus, haben wir nun einen ökologischen Skandal zu besichtigen. Der Boden gilt nämlich als Trockene Sandheide und Sandiger Offenbodenbereich. Zudem "überforme" der Bau mit 3,60 Meter Firsthöhe die Heidelandschaft. "Der Kram muss weg", ist die Botschaft aus dem Kreishaus, bei der man sich fragt, wer solche Schreiben verfassen kann. Staubtrocken und inspirierend wie sandiger Offenbodenbereich.

Politisch betrachtet vor allem Treibsand. Denn was die verantwortliche Kreisrätin Sigrid Vossers und ihre umweltbewegten Mitarbeiter übersahen, ist, dass sie Landrat Jens Böther in eine missliche Lage manövriert haben. Der muss sich jetzt vor seine Leute stellen als Chef. Das macht man nicht in jedem Rathaus. Doch Christdemokrat Böther weiß, was sich gehört.

Kaum jemand außer Wolfskuschler Thomas Mitschke und seinen Anhängern versteht, wo der Umweltfrevel liegen soll, wenn ein Unterstand ersetzt wird, den man ähnlich im Naturpark Heide oder im Harz findet. Böther versucht, das Thema abzuräumen: Ein Spanferkel für die Jugend, wenn sie Hütte ab und irgendwo zweigeteilt wieder aufbaut. Junge Leute sind heute eher Vegetarier, aber die Helden der Arbeit haben nicht deshalb Nein dazu gesagt. Die fühlen sich verkaspert.

Als Held der Posse strahlt Samtgemeindebürgermeister Christoph Palesch. Der kontert mit zig Paragraphen und will so belegen, alles ist rechtens oder das „Problem“ kann mit gutem Willen im Nu geheilt werden. Der Sozialdemokrat gewinnt auf jeden Fall, auch wenn sich -- erwartbar -- nun der im Ränkespiel erfahrende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag und Amelinghausener, Detlev Schulz-Hendel, deeskalierend einmischt, um nicht übersehen zu werden.

Besinnt sich der Kreis und lässt die Hütte zu, heißt der Gewinner Palesch. Geht die Causa vors Verwaltungsgericht und Amelinghausen gewinnt, heißt der Gewinner Palesch. Unterliegt die Samtgemeinde, heißt der Gewinner Palesch. Er setzt sich für seinen Ort, seine Bürger und Wähler ein. Passt zu seinem Image, dass er nach den Jahren seiner Vorgängerin erst einmal aufräumt. Zudem empfiehlt man sich so für andere Aufgaben.

Ich denke, volle Hütte für Palesch. Eventuell in der Kronsbergheide mit Spanferkel. Wobei Grillen -- könnte eine üble Attacke wider die Natur sein, ein Politikum in Absurdistan.

300 Gäste haben vergangene Woche in Michaelis vom Retter der Altstadt, Curt Pomp, Abschied genommen, er starb kurz vor seinem 90. Geburtstag. Sein Engagement für den Denkmalschutz würdigte die Oberbürgermeisterin, auf der Kirchenbank saß Stadtbaurätin Heike Gundermann. Claudia Kalisch wollte Pomp noch die Ehrenbürgerwürde verleihen, geht nun nicht mehr. Aber sie könnte nebst der Stadtbaurätin und ihren Mitarbeiterinnen in Pomps Sinne handeln.

Hat frau nämlich leider, leider vergessen als die Grünen Oasen in der Stadt platziert wurden, eine davon vor dem Luna-Brunnen auf dem Marktplatz. Nun steht außer Frage, dass es Sitzinseln in der Stadt geben sollte. Doch die Frage bleibt wo und wie. Da die Bauabteilung, wie das Rathaus betont, völlig unterbesetzt scheint, haben die Kollegen mutmaßlich vergessen, das Landesamt für Denkmalpflege einzuschalten.

Die zuständige Fachfrau erklärt auf Nachfrage: Was auf dem Markt steht, "ist der Würde des Platzes nicht angemessen. Es wird nicht einmal ein Respektabstand eingehalten. Es ist wichtig, dass das wieder wegkommt." Im Übrigen hätte ihre Behörde involviert werden müssen, mit der Sichtbeziehung Rathaus und Brunnen seien "hochrangige Baudenkmäler betroffen", und, zweiter Aspekt, in die Sanierung und Restaurierung des Verwaltungssitzes fließen Fördermittel. Beteiligung sei eine rechtliche Vorgabe.

Sie erwarte, so die Expertin, dass die Stadt sie künftig frage. Dass sie nicht prüfe, die Insel abräumen zu lassen, habe den Grund allein darin, dass das Provisorium demnächst verschwinde. Auch die Oase am Landgericht sei nicht akzeptabel, lila Stühle passten nicht zum ehemaligen Schloss. Wenn etwas Neues folge, müsse es "qualitätsvoll sein und sich zurücknehmen". Dafür gebe es Beispiele. Was aufgestellt wurde, sei überdies nicht günstig. Zur Erinnerung, laut Stadt kosten allein die Kisten und Liegestühle am Brunnen 7000 Euro.

Sie habe der Stadt ihre Bedenken mitgeteilt, die mehrseitige Antwort habe sie nicht überzeugt. Sie setze künftig auf mehr Austausch und "eine vertrauensvolle Zusammenarbeit".

Gefragt sind spätestens jetzt Bauausschussvorsitzender Jens-Peter Schultz von der SPD und die anderen Mitglieder. Beim Umbau des Glockenhofs und dem Bau des Spielplatzes am Kreidebergsee hat die Verwaltung den Behindertenbeirat nicht befragt und musste nachbessern. Nachbessern muss man auch an der Skateranlage. Bei aller Harmoniebedürftigkeit könnte es sinnvoll sein, das zu tun, wofür man gewählt wurde: Kontrolle. Das waren Zeiten, als der Grüne Wolf von Nordheim die Verwaltung unterm alten OB trietzte.

Man kann als Ausschussvorsitzender danebenliegen, wenn man Bürgern — und damit dem Souverän — vorwirft, dass sie meckern. Könnte der Ausschuss bei einer Tagung in grüner Oase mal drüber nachdenken, wenn er aus den Liegestühlen altersbedingt nicht mehr hochkommt. Genießen Sie das Wochenende, ganz entspannt mit einem Lächeln. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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