Uelzen, am Montag den 18.08.2025

Von der Garnisonsstadt zur Uni-Stadt

von Carlo Eggeling am 25.02.2022


Alt-OB Ulrich Mädge blickt auf 30 Jahre seiner Amtszeit zurück Teil 2

Von Carlo Eggeling

Zeitenwende, heute wegen des Klimawandels. Doch vor gut drei Jahrzehnten gab es auch eine Zeitenwende, damals brach die DDR zusammen, die deutsche Wiedervereinigung begann 1989/90. Als der "Feind im Osten" verschwand, brauchte es in Lüneburg keine drei Kasernen und keinen Bundesgrenzschutz mehr mitten im Land. Es war klar, dass ein Umbruch für die Garnisonsstadt mit ihren gut 6500 Soldaten und 500, 600 BGS-Leuten anstand. 1991 wurde Ulrich Mädge zum Oberbürgermeister gewählt. Im Herbst vergangenen Jahres endete seine letzte Amtszeit. Ein Resümee. Im Gespräch listet der 71-Jährige vier maßgebliche Punkte seiner 30 Jahre an der Spitze der Stadt auf. Zu Beginn hatte er drei Wegbegleiter, mit denen er seine Partei, die SPD, auf neue Ziele festgelegt hatte: Wolfgang Schurreit, der Landtagsabgeordneter und später Landrat war, Uwe Inselmann, ebenfalls Landtagsabgeordneter und inzwischen verstorben, und Harald-J. Firus, einer der maßgeblichen Köpfe im damaligen Stadtrat. In zwei Teilen blickt Mädge auf seine Jahre im Rathaus zurück. Der Beitrag ist bereits im Bürgerbrief des Bürgervereins erschinen, Vereinsvorsitzender Rüdiger Schulz bat um einen Beitrag

Bauen und Gesundheit

Anders als andere Kommunen habe Lüneburg seinen Wohnungsbestand in den 1990er Jahren nicht verkauft, sondern die die überwiegend kommunale LüWoBau gestärkt. Lüneburg zählte damals rund 60 000 Einwohner, heute sind es fast 20 000 mehr. Es gab Zuzug aus der ehemaligen Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten, aber auch aus Ostdeutschland. Neue Stadtteile entstanden, etwa in Oedeme und am Bockelsberg. Dort baute eben auch die LüWoBau Wohnungen, die im eher unteren Preissegment liegen. Grünes Licht gab es im Rat dafür, das Klinikum auszubauen und wachsen zu lassen. Als das Land sich von den Landeskrankenhäusern trennte, übernahm Lüneburg die Klinik am Wienebüttler Weg. Unter das Dach der heutigen Gesundheitsholding schlüpfte die angeschlagene Ortho-Klinik. Ebenfalls dazu gehört das SaLü. Mädge sagt: "Das alles trägt sich bis heute." Auch weil Tantiemen in die Badelandschaft fließen, die aus einer Beteiligung an der Avacon rühren, einer Tochter der E.On. Das mache mehr Sinn, als eigene Stadtwerke zu gründen, hält Mädge Kritikern entgegen: "Das zeigt die aktuelle Entwicklung am Strommarkt." Preise explodieren, Stadtwerke kämen in Bredouille. Zwar habe man das Anna-Vogeley-Seniorenheim aufgelöst, aber mit der Alten Stadtgärtnerei am Rande Kaltenmoors einen Ersatz geschaffen. Lüneburg benötige weiterhin Flächen für Wohnen und Gewerbeentwicklung. Im Idealfall laufe es wie im Hanseviertel: Die Stadt erwerbe über die Sparkassen-Tochter SHI das Gelände, diese erschließe das Areal und veräußere es weiter an Investoren, um so die Entwicklung intensiver mitbestimmen zu können. Gut sei zudem, dass lokale Unternehmer in ihrer Stadt bauen und investieren. Die Verbundenheit sei größer als bei einem Fonds, der in Frankfurt oder London sitze. Gleichwohl brauche es bei der Umsetzung von Projekten klare Regeln, die die Politik vorgebe.

Lebensqualität und Kultur

"Wir gehören zu den Städten im Land, die am meisten Geld für Kultur ausgeben", sagt Mädge. Er sieht es als Investition weit über die Kulturschaffenden hinaus: "Kultur bindet an Lüneburg. Einer der Punkte, der Leute hält oder herzieht." Für manches Unternehmen sei das wichtig, um qualifizierte Kollegen an die Ilmenau zu locken. Neben dem Theater nennt Mädge einige Institutionen, die sich engagieren -- vom Theater im E.Novum bis zur Halle für Kunst. Die Region habe beispielsweise in das Literatur-Büro im Heinrich-Heine-Haus, den Neubau der Musikschule und über die Sparkassen-Stiftung und LüWoBau in die Kulturbäckerei investiert. All das trage Früchte. Viele, auch in Rat und Verwaltung, hätten diesen Kurs getragen. Für den Alt-OB zählt auch die Entwicklung der Innenstadt zum Kulturthema: Das Zurückdrängen des Autos habe zu mehr Lokalen und einer positiven Atmosphäre für den Handel geführt. Da stehe Lüneburg vor neuen Herausforderungen, Stichwort Corona.

Für die Zukunft wünscht er sich, dass man weiter auf den Vierklang Ökonomie, Ökologie, Soziales und Kultur setze. Drei Jahrzehnte im Rückblick, wie fällt die persönliche Bilanz aus? Generell sei er zufrieden mit dem Erreichten, sagt Mädge. Es wäre gut gewesen, mehr Flächen anzukaufen, um manche Entwicklung besser steuern zu können. Doch Priorität hatte und hatten die Sanierung beziehungsweise Erweiterungen und Neubauten von Schulen, Sporthallen und Kindergärten, in die Kredite von 150 Millionen Euro geflossen sind.

© Fotos: Carlo Eggeling


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