Uelzen, am Montag den 18.08.2025

Warum König Alex ein Demokrat ist — Eric ist der neu Adjutant

von Carlo Eggeling am 26.06.2023


Eric Böttcher engagiert sich seit langem in der queeren Gemeinschaft Lüneburgs. Jetzt übernimmt der 32-Jährige ein neues Amt, er macht mit im Team des Schwulen Heidekönigs Alex II. als Adjutant. Sein Vorgänger Oliver dankte ab, die Erklärung: "persönliche Gründe". Eric Böttcher ist einer der mitmacht, er gehörte dem Vorstand des Checkpoints queer an, er war Soldat, durchläuft jetzt ein duales Studium für die Allgemeine Verwaltung, aktuell arbeitet er im Adendorfer Rathaus. Politisch ist er in der SPD aktiv. Sein Motto ist auch ein politisches: "Vielfalt regiert die Heide."

Eric sagt: "Ich bin gefragt und gebeten worden, weil Oli nicht mehr mitmachen konnte. Da habe ich ja gesagt. Ich bin in der Szene bekannt, und mir war klar: Ich mache es."

Wir haben uns jetzt bei Sasan im Beekays an der Rackerstraße getroffen. Einem der Lokale, in dem man sich wie bei Freunden fühlt. Entspannt, locker und gut, weil es um Heiteres und Ernstes geht. Mit dabei Majestät Alexander Tesmer und Dirk Ahrens, als Queen Mum und Motor der Idee des Schwulen Heidekönigs. Anders zu lieben, entwickle sich wieder zu einem stärkeren politischen Thema, ist der Eindruck am Tisch -- als Schwuler oder Trans-Mensch erlebe man wieder mehr Anfeindungen, gar Gewalt. Das Klima im Land ändere sich.

Vor vier, fünf Jahren hatten Dirk und seine Freunde den Verein LüneGays aufgelöst, weil sie fanden, dass man nicht darüber diskutieren müsse, was jemand in seinem Schlafzimmer mache, das spiele bei "Heten", also der Verbindung von Frau und Mann, schließlich auch keine Rolle in der Öffentlichkeit. Schwul, lesbisch war ziemlich normal.

Doch inzwischen hören sie landauf, landab von Anfeindungen. In Polen seien Menschen auf einem Ummarsch zum Christopher-Street-Day angespuckt worden, christliche Gegendemonstranten hätten Rosenkränze gebetet. "In meinem Umfeld spüre ich keinen Gegenwind", sagt Alex, der in einer Verwaltung arbeitet. "Aber in Europa und Deutschland ist das anders. Die Stimmung wird konservativer rechter, Teile der CDU übernehmen AfD-Sprech." Eric nickt und ergänzt: "Manche Sprüche sind wieder salonfähig geworden." Er sieht die Aufgabe der Gruppe auch darin, "stärker an die Politik heranzugehen".

Der Schwule Heidekönig samt Gefolge, das ist natürlich Gaudi, wenn die Aktiven mit Krone, Zepter und Schärpe im Cabrio bei einem CSD mitfahren. Doch Dirk betont, es gebe die andere, wenn man so will, ernstere Seite: "Bei Schützenfesten wie in Hannover oder Hildesheim erreichen wir andere Menschen." So könne man für die Idee werben. Alex ergänzt: "Beim Rapsblütenfest auf Fehmarn wurden wir angesprochen von Älteren, also 60 plus, warum wir das machen, worum es geht." Menschen, die sich mit queeren Themen bislang eher wenig beschäftigt haben oder ablehnend reagieren.

Eine breitere Öffentlichkeit erreicht das Lüneburger Königshaus auch dadurch, dass "wir seit vergangenem Jahr in der Arbeitsgemeinschaft der Könige mitmachen", sagt Dirk. "So erhalten wir Einladungen von anderen Königshäusern." Die Sehnsucht nach gespielter Monarchie ist groß in Deutschland: Majestäten präsentieren Wein, Wurzeln, Spargel, Fisch und und und. Volkstümliches Deutschland. Politisch wird's, wenn sie Anfang Juli zum Sommerfest der niedersächsischen Landesregierung nach Berlin fahren.

Ab und an gebe Sprüche über Schwule, die könne er kontern, sagt Alex. Manche seien witzig gemeint, aber daneben. Wichtig sei es, ins Gespräch zu kommen. Das gelinge. Das finden die drei wichtig, denn die Sorge bleibt, dass die Vielfalt, die sie leben möchten, durch einen Rechtsruck wie etwa aktuell in Thüringen in Gefahr ist. Der eigene Auftrag: gegenhalten. Bei aller Monarchie, da bleiben der König und sein Gefolge glühende Verfechter der Demokratie. Carlo Eggeling

Die Fotos zeigen Königliches und Alltag. Treffen im Beekays an der Rackerstraße: König Alex II., Queen Mum Dirk und Adutant Eric.

© Fotos: ca / privat


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