Uelzen, am Montag den 18.08.2025

Wer schüttelt das Himmelbett für Tauben auf?

von Carlo Eggeling am 20.06.2023


Von wegen Friedenstauben -- in Lüneburg kommen die Vögel eher als Kampfgeschwader daher und verzeichnen deutliche Gelände- und Zuwachsgewinne. Die Offensive eines Tierschützervereins und der Stadt scheint in der Etappe bislang steckenzubleiben. Susanne Twesten kann als Fachbereichsleiterin Ordnung und Bürgerservice von ihrem Feldherrinnenhügel jedenfalls keine durchschlagenden Erfolge melden. Die Bilanz, die sie am Dienstagnachmittag im Ausschuss für Gefahrenabwehr mit einer Portion Sarkasmus zog, fällt bescheiden aus.

Der Verein Stadttauben schwebte vor Jahren mit einer vermeintlich tollen Idee ins politische Geschehen ein, einer Art Geburtenkontrolle, die anderswo angeblich gut funktioniere: Tauben anfüttern, in Verschläge locken, ihnen da die Eier klauen und durch Attrappen ersetzen. Sagen wir es so, der Placebo-Effekt zeigt am Fuße des Kalkbergs überschaubare Wirkung. Das lag zunächst daran, dass die Freunde der Gefiederten zwar kräftig fütterten, aber die Verschläge schlicht nicht da waren. Nun liegt es nahe, dass ein Experiment nicht funktionieren kann, wenn ein wesentlicher Part des Versuchsaufbaus fehlt. Wer lässt das Wasser sprudeln, wenn die Badewanne überläuft?

Doch unverdrossen gab es weiter viele Körner -- und mehr Tauben. Die Tiere hielten sich ans Motto "Make love, not war": Die Vögel vögelten und wurden immer mehr. Bis zu achtmal im Jahr können die Tauben sich laut Lexika über Nachwuchs freuen.

Die Stadt hatte bereits vor einem Jahr im damals tagenden Gefahrenabwehr-Ausschuss Zahlen genannt: Waren es zu Beginn rund 1000 Flattermänner, schätzten ihre Familie im vergangenen Juni auf mehr als 2300 Gurrende, dazu kamen rund 700, die man in eine Voliere nach Scharnebeck umgesiedelt hatte. Eine Verdreifachung statt einer Vereinfachung.

Seit Jahreswechsel stehen zwei Container mit rund 380 Nistplätzen, ausgebaut von der Feuerwehr, an der Warburg neben dem Behördenzentrum und am DLRG-Haus nahe der Friedrich-Ebert-Brücke. Susanne Twesten konstatiert, doch das Heim gefällt nicht jeder: "Der Einzug lässt zu wünschen übrig." Und nicht nur das. Obwohl die Stadt ein Fütterungsverbot erlassen hatte, hielten sich laut Frau Twesten offenbar nicht alle Vogelig-Begeisterten daran -- das Ordnungamt habe mehrere Bußgeldverfahren eingeleitet.

Augenscheinlich gelingt es Lüneburg nicht, das Himmelbett für Tauben mal aufzuschütteln und zu lüften. Um den Ansatz des Vereins weiterzuverfolgen, bräuchte es zwölf bis fünfzehn weitere Unterkunftscontainer für die Tiere. Im vergangenen Dezember hieß es in einer Mitteilung aus dem Rathaus, dass man für die beiden Taubenasyle rund 60 000 Euro bezahlt habe. Da sicher weitere Kosten dazukommen und Container bekanntlich anders ebenfalls dringend gebraucht werden, ist leicht ausrechnen, dass man da mutmaßlich bei einer halben Million Euro landen würde -- angesichts eines Haushaltsdefizits von knapp 40 Millionen Euro. Zudem, wo soll das nächste Containerdorf entstehen?

Vor einem Jahr hatten Ausschussmitglieder diverse Ideen, um den Fliegern ihre Parkplätze etwa im bekleckerten Wasserviertel oder am DLRG-Haus zu nehmen: Falken, die Anti-Küken-Pille, Sterilisation, Ultraschall, einfangen und umsiedeln. Die Mitarbeiter des Rathauses hatten damals erklärt, aus rechtlichen Gründen gehe es nicht, den Tieren den Garaus zu machen. Gift scheide aus.

Vielleicht hören wir mal wieder Hans Hartz, der uns vor vier Jahrzehnten ein Friedenslied sang, das zwar nicht gut für den Frieden, aber entsprechend ungut für die Tauben ausging, was von Vorteil sein kann:

„Die weißen Tauben sind müde,
Sie fliegen lange schon nicht mehr
Sie haben viel zu schwere Flügel;
Und ihre Schnäbel sind längst leer."

„Jedoch die Falken fliegen weiter,
Sie sind so stark wie nie vorher;
Und ihre Flügel werden breiter
Und täglich kommen immer mehr."

Ob es wohl auch einen Falken-Verein gibt? Carlo Eggeling

© Fotos: Pixabay / ca


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