Uelzen, am Montag den 18.08.2025

WhatsApp von den Guten

von Carlo Eggeling am 08.12.2022


Die Polizei geht neue Wege, um vor Betrügern zu warnen -- und versucht, die Gauner mit deren eigenen Mitteln auszutricksen

Heute wird anders geklaut: Eine WhatsApp mit dem Inhalt, dass beispielsweise die Tochter einen Unfall hatte und dringend Geld brauche, kann ein Weg sein, um an das Geld der Opfer zu gelangen. Dass die Rufnummer nicht stimmt, erklären Täter scheinbar simpel, das alte Smartphone sei kaputtgegangen, die Bankverbindung liefere man daher gleich mit. Betrug, tausendfach jeden Tag in Deutschland, jeden Tag berichtet die Polizei landauf, landab davon -- und davon, dass Opfer ausgenommen werden.

Die Lüneburger Polizei reagiert und will Gauner nun quasi mit deren eigenen Mitteln Paroli bieten. Die Beamten wollen möglichst viele Menschen animieren, über die sogenannten Messengerdienste Warnhinweise an Bekannte zu versenden unter dem Motto "Weiterleiten, teilen und darüber sprechen!" Am Montag stellten Lüneburgs neue Polizeichefin Stefanie Lerche, Kripo-Leiter Holger Burmeister und Hauptkommissarin Kathrin Richter vom Präventionsteam das Konzept vor.

Rund 60 Millionen Deutsche nutzen laut Polizei jeden Tag verschiedene Dienste, um Text- und Sprachnachrichten zu versenden -- jeder trägt also seine eigene Nachrichtenagentur in der Tasche. Eben das möchten sich die Beamten zu nutze machen, um so viele zu erreichen. Es fängt im eigenen Bekanntenkreis an, kann über die Gruppe des Sportvereins, des Kindergartens oder der Schule gestreut und so immer weiter verbreitet werden.

Die Lüneburger um Kathrin Richter und ihre Kollegen gehen seit längerem neue Wege, um auf Gefahren aufmerksam zu machen. Sie haben dabei gerade Senioren in Blick, die häufig angegangen werden. So gab es in der Vergangenheit eine Briefaktion, die in der Region rund 20 000 Rentner erreichte. "Erfolg können wir schwer messen", sagt Kathrin Richter. Doch der Eindruck der Ermittler sei, dass viele Menschen aufmerksam seien und oft richtig reagieren, wenn sie beispielsweise am Telefon von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern bedrängt werden, Passworte für ihren Computer preiszugeben.

Zwar wirkt es oftmals irritierend, auf welch absurde Geschichten manche Opfer reinfallen, doch die Polizisten haben Verständnis und erklären es mit der hohen Professionalität der Betrüger, die es schaffen, Menschen lange am Telefon zu halten und so unter Druck zu setzen, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen könnten. Kripo-Chef Burmeister sagte, er habe das in der eigenen Familie erlebt, allerdings sei es am Ende nicht zum Betrug gekommen.

Einen massiven Fall schilderte Kathrin Richter. So sei eine gut 90 Jahre alte Lüneburgerin von einem angeblichen Bankmitarbeiter angerufen worden. Mit ihrem Konto stimme etwas nicht, er wolle sie davor bewahren, dass sie bestohlen werde. Die alte Dame ließ sich nicht darauf ein, fragte nach. Schließlich drohte der Anrufer, er werde gleich Polizisten vorbeischicken, die seien nicht seien nicht so nett. Die Seniorin legte auf -- und rief Kathrin Richter an, die sie bei einer Schulung kurz zuvor kennengelernt hatte.

Die Beamtin sagt: "So etwas machen wir nie. Wenn Beamte kommen, etwa um Zeugen nach einem Einbruch zu befragen, tragen sie fast immer Uniform." Wer sich bedrängt fühle, solle die echte Polizei anrufen, die eine eine Streife schicken. Zudem sei auch nicht bekannt, dass Täter nach solchen Anrufen tatsächlich bei den alten Leuten auftauchen.

Die Ermittler haben wenig Chancen, auf die Spur der Täter zu kommen, die über Telefon und soziale Medien agieren. "Da stoßen wir an Grenzen", sagte Burmeister. Denn die Telefonverbindungen seien oftmals verschlüsselt, führten ins Ausland. Ähnlich sei es bei der Beute: Wer Geld überweist, kann davon ausgehen, dass die Beträge im Nu über verschiedene Verbindungen in irgendeiner Ecke des Globus landen -- kein Zugriff möglich.

Wer mehr erfahren möchte, wendet sich an Kathrin Richter unter 04131 83062307 und kathrin.richter@polizei.niedersachsen.de
Carlo Eggeling

Das Foto (ca) zeigt Stefanie Lerche, Kathrin Richter und Holger Burmeister, die auf die Kampagne aufmerksam machen. Weitere Informationen unter www.polizei-beratung.de

© Fotos: ca


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